Kochbucher schmecken gut...
Von Gourmetspitzen und 1000 Nudelsaucen –
Oder die Arbeit einer Kochbuchautorin
Kochbücher zu schreiben, scheint ganz einfach zu sein, was die Flut der Bücher inklusive vieler Laien-Autoren beweisen mag
Manchmal verzichte ich bewusst darauf, zu sagen, was ich beruflich ausübe. Sobald ich erzähle, dass ich seit 22 Jahren als Kochbuchautorin und zwar als hauptberufliche Auftragsautorin arbeite, werde ich in Rezeptgespräche, misslungene Gerichte und deren Fehlerfindung, in Tipps für gute Restaurants und Empfehlungen für gute Lebensmittelqualitäten verwickelt. Das kann Stunden dauern und – nur manchmal – möchte ich eben mal über etwas anderes reden.
Doch – ich habe das Glück, dass meine fundierte gastronomische Ausbildung in der Spitzengastronomie, die in die Autorentätigkeit mündete – auch meinem Hobby als Hauptinteresse gilt. Die Arbeit geht fließend in die Freizeit über, d.h., dass ich ständig und immer dem Genuss auf der Spur bin.
Es geht rauf und es geht runter
Geschichten über den Kochbuchmarkt sind Erfolgsgeschichten. Die Branche – die Verleger – jammern zwar immer, ich erinnere mich seit 1989 (mein erster Besuch auf der Buchmesse) und das nun schon seit 20 Jahren, dass es kein Jahr gab, in dem die Branche nicht „kulinarisch stöhnte“. Gerechterweise muss man einfügen, dass sich zeitweise zu viele Verlage dem Segment „Kochbuch“ gewidmet haben und dass natürlich im Laufe der Zeit wieder eine starke Bereinigung am Markt zwangsläufig erfolgen musste. Namhafte Verlage wie z.B. Falken, BLV, Weltbild, Meister, Mosaik verschwanden, weitere Verlage kappten oder stutzten kurzerhand ihre „Genussabteilungen“ bis auf weiteres und machten „einen auf Gesundheitsratgeber“ – eben, was demoskopisch dem Verbraucher unterstellt wurde. Moden wurden und werden bis zum Exzess ausgeschlachtet, entweder sind auf den Schlag 20 druckfrische Titel zum Thema Schokolade im Umlauf – oder dann eben wieder gar keines oder eines in die Jahre gekommenes.
Ich habe mich schon ab und an gefragt, ob es eine gewisse „Spionage-Tätigkeit“ zwischen Verlagen gibt, wo unter der Hand getuschelt wird: „Es ist jetzt die Zeit für Nudelbücher. Mal gucken, wer als erster damit auf dem Markt ist.“
Von Promis & Lizenzen
Ein Verlag ist ein Wirtschaftsunternehmen. Es geht darum, Geld zu verdienen. Für die Verleger heißt dies u.a. sich an die seit Jahren über sämtliche Bildschirme kochenden Akteure, die sich einen Bekanntheitsgrad und auch Promi-Status erworben haben, ranzuhängen und zeitgleich mit ihnen Kochbücher zu veröffentlichen. Ich denke, dass es mittlerweile kaum noch einen Prominenten gibt, der nicht ein Kochbuch geschrieben oder schreiben hat lassen (hier komme ich oft ins Spiel als Ghostwriterin).
Hinzu kommen die wirklichen Kochprofis wie Wohlfahrt, Lafer, Witzigmann & Co. auf Sterne-Niveau, deren Bücher für die Laien zum Blättern wunderschön und für die Hobbyköche eine Offenbarung sind. Die Auswahl der Bücher ist also schon von Fernsehstars und Meisterköchen bereits ein weites Feld. Hinzu kommen die gekauften Lizenzen aus dem Ausland: Besonders aufwendige Themen, die als Auftragsarbeit für den Verlag sehr viel Geld kosten würden, aber als bereits fertiges Buch zum Übersetzen im preislichen Rahmen bleiben. Es ist nur so, dass die Qualität der Rezeptübersetzungen z.B. vom Amerikanischen ins Deutsche oft wunderlich anmutet: Wer wiegt und misst denn bitte schön 165 g Putenfleisch mit 225 g Rahmspinat und 80 g Sahne ab? Beim Nachkochen kann man eventuell solche Fehler im Topf noch auffangen, aber Lizenz-Rezepte beim Backen, die Grammgenau sein müssen, sind mit Vorsicht genießen, sprich gehen meist daneben.
Kochbuchautorin als Hauptberuf
Ja, das gibt es, denn Bücher zu schreiben braucht Zeit. In meinem Fachgebiet „Essen & Trinken“ habe ich mir seit 1988 einen festen Platz im Bereich der Kulinarik als freie Autorin erschrieben. Verlage brauchen Auftragsautoren, um fundierte, fachlich einwandfreie Manuskripte zu erhalten und um auch Jahre voraus planen zu können. Natürlich nehmen Verlage auch mal Manuskripte von Freizeitautoren an, aber nur, wenn es ein außergewöhnliches Thema ist und dieses auch „Profihaft aufgekocht bzw. aufbereitet“ ist.
Alles, was in Richtung Produktaufklärung, Ernährungswissenschaft, Recherche rund um Kultur und Historie von Ernährung, Land & Menschen in Bezug auf die gewachsene Küche, Erstellen von Wissenswertem spezieller Lebensmittel und kreativer Rezeptentwicklung geht – wird an Fachautoren in Auftrag gegeben. Die Verlage wissen ganz genau, welcher Autor bzw. welche Autorin für das gewünschte Fachthema spezialisiert und geeignet ist. Mein Ruf besteht darin, dass ich als Praktikerin (gelernte Köchin) und Welt gereiste Gourmetjournalistin Kreativität, Innovation und neue Ideen mit fachlicher Kompetenz sehr gut verknüpfe. Bekomme ich einen Auftrag, wie z.B. vom Verlag Jacobi & Stuart, ein Küchenlexikon über „Küchen der Welt von A bis Z“ zu schreiben, freue ich mich sehr, meine (lebenslangen) Recherchen in über 300 Seiten zu fassen (erschienen Oktober 2009). Genauso kann es ergehen, dass ich mal selbst ein Thema vorschlage, weil ich erstens den Kochbuchmarkt genau beobachte und mir denke, so ein Buch fehlt und mich eben mal einige Monate nach Bali „abseile“, um Land, Menschen und Küche zu erforschen. „Balinesisch kochen“, erschienen 2008 im „Verlag Die Werkstatt“ wurde sogar als Kochbuch des Monats vom Focus ausgezeichnet.
Beruf(ung), Harte Arbeit, Selbst und ständig
Als freie Autorin habe ich natürlich meine Schreibstunden, die aber nicht unbedingt von 8 bis 17 Uhr stattfinden, sondern je nach Recherche, mich auch abends oder am Wochenende an den Schreibtisch kleistern. Interviews und Probeessen mit Köchen, Schulungen im Sensorikbereich von Essen & Wein, Pressereisen vor Ort, um zu sehen, wie z.B. Parmesan, Aceto balsamico und Serrano Schinken hergestellt werden. Reisen nach Norwegen und Schottland, um die Aquafarmen und die Austernbänke zu besichtigen. Es ist absolut wichtig, über das, was ich schreibe, auch 100%ig Bescheid zu wissen, um fachliche Qualität authentisch zu beschreiben. Nichts ist schlimmer, als Halbwissen schwammig weiter zu geben. Und genau das, wissen auch die Verlage, dass ich absolut zuverlässig und mit penibler Genauigkeit schreibe.
Wie entstehen neue Rezepte?
Das Entwickeln von Rezepten ist eine wunderbare Sache. Besonders in den letzten Jahren bekommen wir alle internationalen Zutaten, Multi-Kulti-mäßig, überall. Der Geschmack ist international, es gibt nichts, was es nicht gibt, aber wiederum doch besinnen sich die Länder selbstbewusst auf ihre eigenen Küchen. Ruft nun ein Verlag an und fragt nach, ob ich Interesse z.B. am Thema „99 Saucen für Nudeln“ habe, kann ich, je nach Zeit und Neugier zum Thema, ab- oder zusagen. (2008 erschienen im Weltbild Verlag, „99 Nudelsaucen) Der Verlag gibt mir z.B. Eckdaten vor, d.h. gewünschte Größe, Seitenanzahl, ob jedes Rezept bebildert wird, welcher Fotograf und vor allem, den Zeitpunkt der Abgabe vom fertigen Manuskript. Da ich „Profi“ bin, weiß ich ziemlich schnell, was gewünscht ist und fertige ein Konzept an. Die zuständige Lektorin berät sich mit mir, wir inspirieren uns gegenseitig mit einem „Brainstorming“, was Vorstellungen, Änderungen und Ausstattung des Kochbuches betrifft. Dann geht alles ziemlich flott: Ich weiß anhand der Seitenzahl, wie viele Rezepte ich benötige, die Einteilung der Kapitel z.B. in Fleisch, Fisch, Gemüse – gibt ein Raster vor, des weiteren filtere ich runter: Beim Thema Fleisch habe ich Platz für 20 Rezepte, also alle Sorten Fleisch von Schwein bis Strauß, mit den unterschiedlichsten Gar-, Zubereitungs- und Zeitmöglichkeiten, jedes Rezept muss andere Zutaten vorweisen. Keine Doppelungen von Gemüsesorten, kreativ individuell würzen und für jeden Geschmack was bieten. Sobald ich die Rezepte „entworfen“ habe, schicke ich sie an meine „Testerinnen“, zwei Hausfrauen, die unbedarft (genauso wie der potentielle Kochbuchkäufer) an das Rezept herangehen und dieses nachkochen. Bekomme ich von meinen „Kochdamen“ das o.k., mit Bemerkungen zurück, korrigiere ich notfalls und gebe meine Rezepte im Verlag ab. Dort werden sie dann lektoriert und nochmals nachgekocht zum Fotografieren.
Wie soll das alles weitergehen?
Gegessen wird immer – also wird auch weiterhin gekocht. Da aber die Kochsendungen nicht unbedingt das Kochen vermitteln, sondern als Show eher von „Chips essenden Voyeuren“ geguckt werden, ist auch weiterhin der Kochbuchmarkt gefragt.
Ein wahrhaftiges Buch in der Hand zu halten, mit Appetit anregenden Fotos zum Animieren, mit Schritt-für-Schritt-Erklärungen wie alles gemacht werden soll, zum Blättern, zum Schmökern und praxisorientierte Rezepte zum Nachkochen. Dieser Markt wird sich immer wieder neu erfinden und althergebrachtes wieder neu aufbereiten. Und schließlich haben Foodfotos modisch gesehen nur einige Jahre Haltbarkeit. Also – auf zum nächsten Buch, denn das letzte Kochbuch über Italien liegt bei mir schon einige Jahre zurück.
http://www.donhauser-essklasse.de
Rose Marie Donhauser wurde 1959 geboren und wuchs in einem Landgasthof im Landkreis Altötting/Oberbayern auf. Sie verbrachte ihre Lehrjahre in der internationalen Hotellerie, unter anderem im Hilton. Anschließend arbeitete sie als Köchin und Food & Beverage- Managerin. Nach über 15 Jahren in Schweden, Belgien, München – in den besten Hotels –hatte sie ein sicheres Fundament, um über Gastronomie und Kulinarisches schreiben zu können. Das nötige Handwerkszeug erlernte sie an der "Akademie der Bayerischen Presse". Seit 1988 ist sie als Kochbuchautorin, Food- und Reisejournalistin sowie Restauranttesterin. Sie war acht Jahre im Ressort "Essen und Trinken" der Abendzeitung München tätig, schrieb Artikel für Fachmagazine und war Ernährungsexpertin des RBB. Rose Marie Donhauser ist Jurymitglied bei den "Berliner Meisterköchen", gibt ihre Erfahrung in Kochkursen weiter und trat in Kochsendungen der ARD und des SWR auf. Inzwischen hat sie mehr als 160 Kochbuchtitel veröffentlicht, von denen mehrere ausgezeichnet wurden, beispielsweise mit dem Gourmand World Cookbook Award, der Silbermedaille der Gastronomischen Akademie Deutschlands oder den Schweizer Goldlorbeeren.
Rose Marie Donhauser ist dem Genuss immer auf der Spur, von Bali bis Italien in der Welt unterwegs und träumt davon, eines Tages Restaurantkritikerin für Kreuzfahrtschiffe zu werden – um sich noch mehr den Wind um die Nase wehen zu lassen. "Wer nicht genießt, wird ungenießbar" – dieses frei interpretierte Zitat von Konstantin Wecker lässt Rose Marie Donhauser immer wieder auf das Wesentliche zurückkommen: Lieber eine einfache Gulaschsuppe, zubereitet mit den besten Zutaten und viel Herzblut, als im feinsten Lokal zu speisen und die "Leidenschaft" der Küche nicht erkennen zu können. Rose Marie Donhauser lebt in Berlin und hat einen Sohn und eine Tochter.
Oder die Arbeit einer Kochbuchautorin
Kochbücher zu schreiben, scheint ganz einfach zu sein, was die Flut der Bücher inklusive vieler Laien-Autoren beweisen mag
Manchmal verzichte ich bewusst darauf, zu sagen, was ich beruflich ausübe. Sobald ich erzähle, dass ich seit 22 Jahren als Kochbuchautorin und zwar als hauptberufliche Auftragsautorin arbeite, werde ich in Rezeptgespräche, misslungene Gerichte und deren Fehlerfindung, in Tipps für gute Restaurants und Empfehlungen für gute Lebensmittelqualitäten verwickelt. Das kann Stunden dauern und – nur manchmal – möchte ich eben mal über etwas anderes reden.
Doch – ich habe das Glück, dass meine fundierte gastronomische Ausbildung in der Spitzengastronomie, die in die Autorentätigkeit mündete – auch meinem Hobby als Hauptinteresse gilt. Die Arbeit geht fließend in die Freizeit über, d.h., dass ich ständig und immer dem Genuss auf der Spur bin.
Es geht rauf und es geht runter
Geschichten über den Kochbuchmarkt sind Erfolgsgeschichten. Die Branche – die Verleger – jammern zwar immer, ich erinnere mich seit 1989 (mein erster Besuch auf der Buchmesse) und das nun schon seit 20 Jahren, dass es kein Jahr gab, in dem die Branche nicht „kulinarisch stöhnte“. Gerechterweise muss man einfügen, dass sich zeitweise zu viele Verlage dem Segment „Kochbuch“ gewidmet haben und dass natürlich im Laufe der Zeit wieder eine starke Bereinigung am Markt zwangsläufig erfolgen musste. Namhafte Verlage wie z.B. Falken, BLV, Weltbild, Meister, Mosaik verschwanden, weitere Verlage kappten oder stutzten kurzerhand ihre „Genussabteilungen“ bis auf weiteres und machten „einen auf Gesundheitsratgeber“ – eben, was demoskopisch dem Verbraucher unterstellt wurde. Moden wurden und werden bis zum Exzess ausgeschlachtet, entweder sind auf den Schlag 20 druckfrische Titel zum Thema Schokolade im Umlauf – oder dann eben wieder gar keines oder eines in die Jahre gekommenes.
Ich habe mich schon ab und an gefragt, ob es eine gewisse „Spionage-Tätigkeit“ zwischen Verlagen gibt, wo unter der Hand getuschelt wird: „Es ist jetzt die Zeit für Nudelbücher. Mal gucken, wer als erster damit auf dem Markt ist.“
Von Promis & Lizenzen
Ein Verlag ist ein Wirtschaftsunternehmen. Es geht darum, Geld zu verdienen. Für die Verleger heißt dies u.a. sich an die seit Jahren über sämtliche Bildschirme kochenden Akteure, die sich einen Bekanntheitsgrad und auch Promi-Status erworben haben, ranzuhängen und zeitgleich mit ihnen Kochbücher zu veröffentlichen. Ich denke, dass es mittlerweile kaum noch einen Prominenten gibt, der nicht ein Kochbuch geschrieben oder schreiben hat lassen (hier komme ich oft ins Spiel als Ghostwriterin).
Hinzu kommen die wirklichen Kochprofis wie Wohlfahrt, Lafer, Witzigmann & Co. auf Sterne-Niveau, deren Bücher für die Laien zum Blättern wunderschön und für die Hobbyköche eine Offenbarung sind. Die Auswahl der Bücher ist also schon von Fernsehstars und Meisterköchen bereits ein weites Feld. Hinzu kommen die gekauften Lizenzen aus dem Ausland: Besonders aufwendige Themen, die als Auftragsarbeit für den Verlag sehr viel Geld kosten würden, aber als bereits fertiges Buch zum Übersetzen im preislichen Rahmen bleiben. Es ist nur so, dass die Qualität der Rezeptübersetzungen z.B. vom Amerikanischen ins Deutsche oft wunderlich anmutet: Wer wiegt und misst denn bitte schön 165 g Putenfleisch mit 225 g Rahmspinat und 80 g Sahne ab? Beim Nachkochen kann man eventuell solche Fehler im Topf noch auffangen, aber Lizenz-Rezepte beim Backen, die Grammgenau sein müssen, sind mit Vorsicht genießen, sprich gehen meist daneben.
Kochbuchautorin als Hauptberuf
Ja, das gibt es, denn Bücher zu schreiben braucht Zeit. In meinem Fachgebiet „Essen & Trinken“ habe ich mir seit 1988 einen festen Platz im Bereich der Kulinarik als freie Autorin erschrieben. Verlage brauchen Auftragsautoren, um fundierte, fachlich einwandfreie Manuskripte zu erhalten und um auch Jahre voraus planen zu können. Natürlich nehmen Verlage auch mal Manuskripte von Freizeitautoren an, aber nur, wenn es ein außergewöhnliches Thema ist und dieses auch „Profihaft aufgekocht bzw. aufbereitet“ ist.
Alles, was in Richtung Produktaufklärung, Ernährungswissenschaft, Recherche rund um Kultur und Historie von Ernährung, Land & Menschen in Bezug auf die gewachsene Küche, Erstellen von Wissenswertem spezieller Lebensmittel und kreativer Rezeptentwicklung geht – wird an Fachautoren in Auftrag gegeben. Die Verlage wissen ganz genau, welcher Autor bzw. welche Autorin für das gewünschte Fachthema spezialisiert und geeignet ist. Mein Ruf besteht darin, dass ich als Praktikerin (gelernte Köchin) und Welt gereiste Gourmetjournalistin Kreativität, Innovation und neue Ideen mit fachlicher Kompetenz sehr gut verknüpfe. Bekomme ich einen Auftrag, wie z.B. vom Verlag Jacobi & Stuart, ein Küchenlexikon über „Küchen der Welt von A bis Z“ zu schreiben, freue ich mich sehr, meine (lebenslangen) Recherchen in über 300 Seiten zu fassen (erschienen Oktober 2009). Genauso kann es ergehen, dass ich mal selbst ein Thema vorschlage, weil ich erstens den Kochbuchmarkt genau beobachte und mir denke, so ein Buch fehlt und mich eben mal einige Monate nach Bali „abseile“, um Land, Menschen und Küche zu erforschen. „Balinesisch kochen“, erschienen 2008 im „Verlag Die Werkstatt“ wurde sogar als Kochbuch des Monats vom Focus ausgezeichnet.
Beruf(ung), Harte Arbeit, Selbst und ständig
Als freie Autorin habe ich natürlich meine Schreibstunden, die aber nicht unbedingt von 8 bis 17 Uhr stattfinden, sondern je nach Recherche, mich auch abends oder am Wochenende an den Schreibtisch kleistern. Interviews und Probeessen mit Köchen, Schulungen im Sensorikbereich von Essen & Wein, Pressereisen vor Ort, um zu sehen, wie z.B. Parmesan, Aceto balsamico und Serrano Schinken hergestellt werden. Reisen nach Norwegen und Schottland, um die Aquafarmen und die Austernbänke zu besichtigen. Es ist absolut wichtig, über das, was ich schreibe, auch 100%ig Bescheid zu wissen, um fachliche Qualität authentisch zu beschreiben. Nichts ist schlimmer, als Halbwissen schwammig weiter zu geben. Und genau das, wissen auch die Verlage, dass ich absolut zuverlässig und mit penibler Genauigkeit schreibe.
Wie entstehen neue Rezepte?
Das Entwickeln von Rezepten ist eine wunderbare Sache. Besonders in den letzten Jahren bekommen wir alle internationalen Zutaten, Multi-Kulti-mäßig, überall. Der Geschmack ist international, es gibt nichts, was es nicht gibt, aber wiederum doch besinnen sich die Länder selbstbewusst auf ihre eigenen Küchen. Ruft nun ein Verlag an und fragt nach, ob ich Interesse z.B. am Thema „99 Saucen für Nudeln“ habe, kann ich, je nach Zeit und Neugier zum Thema, ab- oder zusagen. (2008 erschienen im Weltbild Verlag, „99 Nudelsaucen) Der Verlag gibt mir z.B. Eckdaten vor, d.h. gewünschte Größe, Seitenanzahl, ob jedes Rezept bebildert wird, welcher Fotograf und vor allem, den Zeitpunkt der Abgabe vom fertigen Manuskript. Da ich „Profi“ bin, weiß ich ziemlich schnell, was gewünscht ist und fertige ein Konzept an. Die zuständige Lektorin berät sich mit mir, wir inspirieren uns gegenseitig mit einem „Brainstorming“, was Vorstellungen, Änderungen und Ausstattung des Kochbuches betrifft. Dann geht alles ziemlich flott: Ich weiß anhand der Seitenzahl, wie viele Rezepte ich benötige, die Einteilung der Kapitel z.B. in Fleisch, Fisch, Gemüse – gibt ein Raster vor, des weiteren filtere ich runter: Beim Thema Fleisch habe ich Platz für 20 Rezepte, also alle Sorten Fleisch von Schwein bis Strauß, mit den unterschiedlichsten Gar-, Zubereitungs- und Zeitmöglichkeiten, jedes Rezept muss andere Zutaten vorweisen. Keine Doppelungen von Gemüsesorten, kreativ individuell würzen und für jeden Geschmack was bieten. Sobald ich die Rezepte „entworfen“ habe, schicke ich sie an meine „Testerinnen“, zwei Hausfrauen, die unbedarft (genauso wie der potentielle Kochbuchkäufer) an das Rezept herangehen und dieses nachkochen. Bekomme ich von meinen „Kochdamen“ das o.k., mit Bemerkungen zurück, korrigiere ich notfalls und gebe meine Rezepte im Verlag ab. Dort werden sie dann lektoriert und nochmals nachgekocht zum Fotografieren.
Wie soll das alles weitergehen?
Gegessen wird immer – also wird auch weiterhin gekocht. Da aber die Kochsendungen nicht unbedingt das Kochen vermitteln, sondern als Show eher von „Chips essenden Voyeuren“ geguckt werden, ist auch weiterhin der Kochbuchmarkt gefragt.
Ein wahrhaftiges Buch in der Hand zu halten, mit Appetit anregenden Fotos zum Animieren, mit Schritt-für-Schritt-Erklärungen wie alles gemacht werden soll, zum Blättern, zum Schmökern und praxisorientierte Rezepte zum Nachkochen. Dieser Markt wird sich immer wieder neu erfinden und althergebrachtes wieder neu aufbereiten. Und schließlich haben Foodfotos modisch gesehen nur einige Jahre Haltbarkeit. Also – auf zum nächsten Buch, denn das letzte Kochbuch über Italien liegt bei mir schon einige Jahre zurück.
http://www.donhauser-essklasse.de
Rose Marie Donhauser wurde 1959 geboren und wuchs in einem Landgasthof im Landkreis Altötting/Oberbayern auf. Sie verbrachte ihre Lehrjahre in der internationalen Hotellerie, unter anderem im Hilton. Anschließend arbeitete sie als Köchin und Food & Beverage- Managerin. Nach über 15 Jahren in Schweden, Belgien, München – in den besten Hotels –hatte sie ein sicheres Fundament, um über Gastronomie und Kulinarisches schreiben zu können. Das nötige Handwerkszeug erlernte sie an der "Akademie der Bayerischen Presse". Seit 1988 ist sie als Kochbuchautorin, Food- und Reisejournalistin sowie Restauranttesterin. Sie war acht Jahre im Ressort "Essen und Trinken" der Abendzeitung München tätig, schrieb Artikel für Fachmagazine und war Ernährungsexpertin des RBB. Rose Marie Donhauser ist Jurymitglied bei den "Berliner Meisterköchen", gibt ihre Erfahrung in Kochkursen weiter und trat in Kochsendungen der ARD und des SWR auf. Inzwischen hat sie mehr als 160 Kochbuchtitel veröffentlicht, von denen mehrere ausgezeichnet wurden, beispielsweise mit dem Gourmand World Cookbook Award, der Silbermedaille der Gastronomischen Akademie Deutschlands oder den Schweizer Goldlorbeeren.
Rose Marie Donhauser ist dem Genuss immer auf der Spur, von Bali bis Italien in der Welt unterwegs und träumt davon, eines Tages Restaurantkritikerin für Kreuzfahrtschiffe zu werden – um sich noch mehr den Wind um die Nase wehen zu lassen. "Wer nicht genießt, wird ungenießbar" – dieses frei interpretierte Zitat von Konstantin Wecker lässt Rose Marie Donhauser immer wieder auf das Wesentliche zurückkommen: Lieber eine einfache Gulaschsuppe, zubereitet mit den besten Zutaten und viel Herzblut, als im feinsten Lokal zu speisen und die "Leidenschaft" der Küche nicht erkennen zu können. Rose Marie Donhauser lebt in Berlin und hat einen Sohn und eine Tochter.
Rose Marie Donhauser - 2. Nov, 13:09