Montag, 3. Juli 2017

Vinho Verde ist eine Region und keine Rebsorte

Im Norden Portugals bis zur Grenze Spaniens befindet sich mit etwa 60.000 Hektar Rebfläche eines der größten Anbaugebiete für Qualitätsweine in Portugal. Hohe Niederschlagsmengen haben die fruchtbare Minho Region zwischen den Flüssen Douro und Minho zur grünen Weingegend gemacht. Verde übersetzt als grün steht für das grüne (gut bewässerte) Land, das die Weinreben für den Vinho (Wein), ob weiß, rot oder rosé, gut gedeihen lässt. Doch Vinho Verde ist mit über 85 Prozent im Weißweinsegment zu verzeichnen und hat sich mit leichten spritzigen Weinen einen Namen gemacht. „Poolweine“, wie von mehreren Winzern gesagt wurde, mit mineralischen Noten, einer erfrischenden Säure, doch mit eigenwilligen Aromen – und einem geringen Alkoholgehalt (8,5 bis 11%).

Im Vinho Verde dominiert der Weißwein
Die Region Vinho Verde ist seit 1908 eine kontrollierte und geschützte Herkunftsbezeichnung (DOC), die sich auf Weißweine spezialisiert hat. Mit etwa 30.000 Erzeugern, die in dieser sattgrünen Landschaft ihre Weinstöcke teils in über zwei Meter hohen Pergolen hochziehen, um die Reben vor großer Hitze, aber auch vor Bodenfeuchtigkeit zu schützen. In diesem Schatten der Weinblätter wachsen zudem sehr erfolgreich Gemüse und Obst. Die wichtigsten weißen Rebsorten sind Alvarinho, Avesso, Arinto, Loureiro und Trajadura. Für die unter zehn Prozent produzierten Rotweine werden Rebsorten wie Alvarelhao, Vinhão und Borraçal angebaut.

Zu Gast im Weinhotel Monverde
Immer der „Rota dos Vinhos Verdes“ nach – von den natürlichen Grenzen vom Atlantik bis zu den Gebirgen der Peneda, Soaja, Amarela sowie dem Gerésgebirge umgeben – weisen viele Schilder den Weg zu den verschiedensten Weingütern. Wir waren zu Besuch bei der Quinta da Lixa, nahe dem Städtchen Amarante und verkosteten mit dem Kellermeister Carlos Teixeira 16 verschiedene Weißweine, die u.a. auch auf dem deutschen Markt angeboten werden. „Unsere Weine haben einen sensiblen salzigen Charakter, der vom Meerwasser, Granit und Sand rührt, eben wie unsere Heimat schmeckt“, führt Carlos bei der Weinprobe aus. Wir spazieren über das Gut, genießen nicht nur den Wein, sondern das „Gesamtpaket Wein“: Das im Jahr 2015 eröffnete erste Weinhotel in dieser Region ist Genuss pur. Sanft eingebettet inmitten von Rebflächen, strahlt das vinophile Thema als Gesamtkunstwerk aus. Alles ist im Hotel Monverde aufeinander abgestimmt, luftig wie im Himmel schweben 365 Weinblätter aus Holz geschnitzt über uns – und Carlos bemerkt, dass für das Schaltjahr dazwischen ein goldenes Weinblatt hängt. Das Weingut wurde im Jahr 1986 gegründet, heute werden über 4 Millionen Flaschen pro Jahr produziert, wovon die Hälfte in Portugal verkauft und die andere Hälfte in 34 verschiedene Länder exportiert wird.

In Vin(h)o Veritas
Es macht Spaß, mit den verschiedensten Winzern zu degustieren und über die leicht moussierenden Roséweine, die typische Mineralität in allen Vinho Verde-Weinen, zu plaudern – oder auch die wenigen Rotweine zu probieren. Dabei erfahre ich auch, dass der Name „Riserva“ in Portugal nicht geschützt ist und jeder Winzer speziellere Weine, die auch nicht im Fass waren, Riserva nennen kann. Und in solch weinseliger Stimmung fallen schon Sätze wie von Vitor Mendes von Quinta de Covela, der bemerkt: „Je mehr ich probiere, umso weniger weiß ich über Wein“. Ein Besuch beim Weingut Villa Nova ist auch spannend, denn hier wird, was nicht üblich ist, u.a. Sauvignon Blanc gepflanzt. Eine Flasche wird entkorkt - die Portugiesen bevorzugen nach wie vor Kork - und Winzer António Sousa scherzt: „Ich habe mir gedacht, wenn bei mir Kiwis wachsen, dann funktioniert auch der Sauvignon“.

Der älteste Weinberg und der nördlichste Winzer
Zwischen der Stadt Porto und dem Douro-Tal liegt die kleine Stadt Amarante. Hoch über dem Fluss Tâmega thront das Relais & Chateaux Hotel Casa da Calçada. Hier vereint sich der Weingenuss mit dem mit einem Michelinstern ausgezeichneten Restaurant Largo do Paço. Erst im Jahr 2000 wurde das historische Gebäude der Quinta da Calcada in ein Hotel umgebaut. Der Weinkeller aus dem Jahr 1917 sowie der älteste Weinberg in der Region Vinho Verde sind hier zu besichtigen und komplementieren auf herrliche Art das Wissen um Wein. Weiter geht’s in die Berge, rund um die geschichtsträchtigen Städtchen Melgaço und Monção, zum nördlichsten Weingut der Region, zur Quinta de Soalheiro, das sich auf Alvarinho Weine spezialisiert hat. Weingut-Managerin Lucia Barbosa sagt, dass „der Anspruch höhere Qualität mit der Rebsorte Alvarinho zu erzielen, uns mit Erfolg belohnt“. Soalheiro heißt übersetzt „sonniger Platz“ und von dem kann wirklich gesprochen werden, weil hier die Sonne länger scheint, die Nächte kühl sind und die Reben von den Bergen geschützt werden. Das Weingut hat zehn Hektar Rebflächen im Bio-Anbau und kauft von Kleinbauern Trauben von etwa 30 Hektar Rebflächen zu. Das köstliche Essen gehört natürlich auch dazu, die portugiesische Küche hat viele Spezialitäten, die wir probiert haben. Ob nun
Caldeirada (Fischeintopf), Caldo Verde (Kartoffelsuppe mit Grünkohl), Bacalhau (Stockfisch), Sardinhas assadas (gegrillte Sardinen), Pastel de Nata (Creme-Pastetchen), Pudim de laranja (Orangenpudding) oder Bolos de São Gonçalo (Gebäck) – wir waren begeistert von der Vielfalt sowie den speziellen Aromen. Und zum Abschluss gibt’s natürlich einen zehn Jahre alten Port – Danke Porto.





Besuchte Bodegas:
http://www.covela.pt
https://www.monverde.pt
http://www.quintadalixa.pt
http://casadevilanova.com
http://www.calcadawines.com
https://www.soalheiro.com
http://www.reguengodemelgaco.pt
http://www.viniverde.pt
http://www.vinhoverde.pt

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