Mittwoch, 7. November 2012

Weinjahr 2012 in Spanien

Ein klimatisch gesehen heißes Weinjahr mit ebenso viel Licht wie Schatten

Die Ernte 2012 gestaltete sich für die spanischen Winzer nicht einfach. Nachdem schon das vergangene Jahr durch geringe Niederschläge geprägt war, bereitet das zweite Trockenjahr in Folge den Weinbauern fast überall im Lande Probleme. Schon der Winter, der in der Regel in den meisten Regionen Spaniens für ausgiebige Niederschläge sorgt, kündigte an, was sich im Laufe der kommenden Monate bestätigen sollte – 2012 würde nach den eher kühlen und regenreichen Jahren 2007, 2008 und 2010 ein extrem trockenes und auch heißes Weinjahr werden. Alleine der Mai brachte in einigen Großgebieten eine gewisse Erleichterung mit unregelmäßigen Niederschlägen, um dann in einen sehr trockenen Sommer zu münden.
Noch ist es zu früh, um genaue Angaben zum spanischen Gesamtergebnis zu machen, aber alles weist darauf hin, dass das Land mit der größten Anbaufläche der Welt zwischen 18 und 20% weniger eingebracht hat als im vergangenen Jahr. Dies würde bedeuten, dass das Erntevolumen ungefähr bei 32,5 Mill. hl. angesiedelt werden kann. Damit würde Spanien die kleinste Ernte seit 17 Jahre verzeichnen. Am stärksten haben natürlich die warmen Regionen gelitten bzw. die Großgebiete mit einem geringen Anteil an Rebgärten mit Bewässerungsmöglichkeiten. Dazu zählen die Anbaugebiete von Katalonien, Valencia, Murcia, große Teile von Kastilien la Mancha und die südwestlich gelegene Extremadura. Gewinner waren dagegen insbesondere die Anbaugebiete, die spät mit Lese begonnen hatten wie die renommierte Ribera del Duero, Cigales sowie Teilbereiche der Appellationen am oberen Ebro, sprich Rioja und Navarra. Denn Ende September fiel in zahlreichen Regionen Spaniens etwas Regen, der insbesondere in den Vorzeigeappellationen wie Rioja, Ribera del Duero, Toro und Bierzo einen bemerkenswerten Qualitätsschub auslöste.

Auch wenn sich das Ernteergebnis vom Volumen her als problematisch darstellt, hat die trockene Witterung auch positive Auswirkungen gezeigt. Weder Schädlinge noch Pilzbefall wurden registriert, was den Weinbauern einerseits eine vom sanitären Standpunkt her gesehen sehr gesunde Lese beschert hat. Andererseits wurde in vielen Gebieten aus Weinbergen ohne Bewässerung schon stark eingetrocknetes Lesegut geerntet. In den Anbaugebieten des Nordens, wo die Trockenheit nicht ganz so extrem ausfiel, beurteilen viele Rotwein-Erzeuger die Tatsache, dass die Trockenheit kleine Beeren hervorgebracht hat, als positiv, da man durch eine rigorose Ertragsreduzierung in älteren Weinbergen mit tiefwurzelnden Rebstöcken durchaus auch hochwertige Trauben geerntet habe. Gute Qualität in jeder Hinsicht wurde selbstredend überall dort gemeldet, wo bewässert werden konnte. Momentan beträgt der Prozentsatz der spanischen Rebanlagen für die Weinproduktion mit Bewässerungssystemen gut 20% der Gesamtfläche, d.h. etwa 190.000 ha.

In Rioja präsentiert sich die Lage wesentlich entspannter, die Menge liegt nur etwa 10-12% unter einem normalen Ergebnis. Die Güte bei den roten Trauben wird als sehr gut eingestuft. In Rioja Baja sind viele Rebgärten mit Bewässerung ausgestattet, in den kühleren Bereichen Rioja Alta und Rioja Alavesa retteten die Niederschläge Ende September die Qualität. „Die alten Reben haben sich viel besser gehalten, als wir gedacht haben, es wird dieses Jahr wenig Menge aber große Rotweine geben“, erläutert Arturo Blanco von Bodegas Artuke. Allein die vor dem Regen gelesenen weißen Trauben haben gelitten.

Die Appellation Rueda im Herzen Kastiliens konnte der Trockenheit durch den hohen Anteil an bewässerten Rebgärten die Stirn bieten und meldet mit über 78 Mill kg ein Rekordergebnis. Nur etwa 10% der Fläche musste Einbußen durch die Witterungsverhältnisse hinnehmen. In Rueda sind 2012 zudem knapp 250 ha Neupflanzungen in den Ertrag gegangen. Insgesamt ist Kastilien & León relativ unbeschadet aus dieser komplizierten Ernte hervorgegangen. Ribera del Duero und Toro zeigen sich insgesamt sehr zufrieden mit den Resultaten. Dort erleichterten die Niederschläge im September die Situation. Sehr gesunde kleinbeerige Trauben lassen auf hervorragende Rotweinqualität hoffen. Auch der Bierzo meldet sehr gute Mencía-Qualität, allerdings bei 27% weniger Volumen.

Navarra sieht sich mit einem Rückgang gegenüber 2011 von 6% nur geringen Einbußen konfrontiert, da ein bedeutender Teil der Rebfläche, die nur noch 11.700 ha beträgt, mit Bewässerungssystemen ausgestattet ist. Der Norden meldet gute Ergebnisse, während der Süden sehr unregelmäßige Qualität eingebracht hat.

Katalonien rechnet mit einem hohen Ertragsrückgang, die Rotweine werden leichter und nicht immer ausgewogen ausfallen. „Man hat den Eindruck, so ein Weinmacher im Penedés, dass die roten Trauben aus vielen unbewässerten Lagen von außen reif und von innen noch grün sind. Die Weißweine und damit auch die Sektgrundweine präsentieren sich dafür frisch und sehr klar, da sehr früh geerntet wurde.“

Das Priorato litt stark unter den Auswirkungen der Trockenheit. Selbst sehr alte Weinberge brachten wenig und unausgewogene Qualität. „Man muss leider sagen, dass 2012 einen bescheidenen Jahrgang hervorbringen wird“ urteilt Dominik Huber von Terroir al Limit.

In Utiel-Requena im Hochland von Valencia halten sich positive und negative Aspekte die Waage. Etwa ein Fünftel weniger Produktion wird erwartet, dafür hat die autochthone rote Sorte unter Beweis gestellt, warum sie sich in diesem Gebiet extremer Witterungsverhältnisse nach wie als Hauptsorte behauptet. „Aufgrund ihrer bemerkenswerten Genügsamkeit haben viele Bobal-Rebgärten trotz extremen Trockenstresses gute Trauben-Qualität erbracht, allerdings bei Oechslegraden, wie sie für die Bobal absolut unüblich sind“, erläutert Klaus Lauerbach von Bodegas Palmera.
In Jumilla und Yecla geht man von voraussichtlich 25% weniger Menge aus. Das Lesegut gelangte teilweise schon eingetrocknet in die Kellereien, sodass das die Mostausbeute möglicherweise wesentlich noch geringer ausfallen könnte. Die Südlevante verzeichnet abgesehen von den leichten Regenfällen im September weniger als 60 l Niederschlag über das laufende Jahr. Vorrausichtlich wird das Endergebnis für Jumilla bei 50 Mill. kg liegen.

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