Dienstag, 9. Dezember 2014

Causeway Coastal Route gehört zu den schönsten Küstenstrassen

Berauschende Fahrt durch eine grüne Wunderwelt
Causeway Coastal Route gehört zu den schönsten Küstenstrassen
von Carola Faber

Es gibt Augenblicke, die lassen erschauern. Dabei spielt es keine Rolle, ob mit oder ohne Vorwarnung. Wer den Giant’s Causeway betritt, erhält eine Ahnung der Dimensionen des gigantischen Vulkanausbruchs, der sich dort vor rund 60 Millionen Jahren abgespielt haben muss. Durch die gewaltige vulkanische Eruption entstanden überwältigende Relikte, die wir heute bestaunen können Von oben betrachtet sehen diese rund 37.000 Basaltsäulen wie Pflastersteine aus. Sie sind jeweils in den Seitenlängen etwa 30 Zentimeter breit aber gigantische 25 Meter hoch. Die Spuren des vom Meer umspülten Relikts aus prähistorischer Zeit reichen von der Küste Antrims bis zu den vor Schottland gelegenen Inneren Hebriden. Der Anblick dieses Naturwunders lässt erstarren. Wie sah die Szenerie damals aus? Was genau ist passiert? Selbst mit den fantasievollsten Bildern im Kopf ist dieses mächtige Schauspiel kaum vorstellbar. Überall ist hier die Urgewalt der Erde spürbar. Viele Legenden und Sagen ranken sich um dieses eindrucksvolle Naturwunder. Die bekannteste und zugleich romantischste Geschichte handelt vom Riesen Finn McCool. Um zu seiner Geliebten auf der etwa 20 Kilometer entfernten schottischen Insel Staffa zu gelangen, soll Finn McCool, Kommandant in der Armee des Königs von Tara, den Damm eigenhändig errichtet haben. Diese Geschichte überraschtnicht, denn Schottland ist auch noch bei mittlerer Sicht zu sehen und man glaubt mit wenigen Schritten dorthin gelangen zu können, bestimmt aber mit einem Riesenschritt. Das große und sehr gut ausgestattete Besucherzentrum, oberhalb des Damms, zeigt kenntnisreich und viel über die Entstehung der Basaltsäulen. Anschaulich und pädagogisch hervorragend präsentiert, werden durch lehrreiche und schön bebilderte Filme die Geheimnisse um diese faszinierende Landschaft dargestellt. Erstmals wurde der Giant’s Causeway 1693 dokumentiert. Oft wird Irlands erster UNESCO Weltnaturerbe-Standort auch als das „Achte Weltwunder“ bezeichnet. Neben diesem magischen Ort, der zu den zehn beeindruckendsten Landschaften der Welt gehören soll, besticht die Küstenstraße durch viele weitere atemberaubend schöne und abwechslungsreiche Bilder.
Ganz hoch spritzt das Wasser, benetzt die Grashalme wie glitzernde Tautropfen. Wie ein weicher grüner Teppich, der in das blaue Meer fließt, wirken die Wiesen am Ufer des Atlantiks. In immer neuen Mustern sind von Weitem in der lieblichen Hügellandschaft die Punkte weidender Schafe zu erkennen. Hecken aus leuchtend roten Fuchsien verleihen dem farbenfrohen Bild graphische Struktur. Zwischen romantischen Burgruinen, Hängebrücken, Wasserfällen, Geistergeschichten und verwunschenen Gärten blitzen auf einer der weltweit schönsten Küstenstraßen feine Sandstrände hervor. Manchmal verirren sich an einsamen Ufern auch Kühe oder Schafe. Niemand stört diese, sie können dort einfach spazieren gehen.

Noch fast in Sichtweite der Straße des Riesen befindet sich die Hängebrücke von Carrick-a-Rede. Fischer gelangten darüber zu der vorgelagerten Insel, um wandernde Lachse zu fangen. Bis 2002 wurden dort noch kommerziell Lachse gefangen. Nachdem aber der Ertrag von 300 Fischen pro Tag auf 200 Fische pro Jahr zurückging, wurde der Betrieb eingestellt. Historische Aufzeichnungen aus dem Jahr 1803 besagen, dass es in den umliegenden Dörfern 82 Fischer, 21 Lachsfischer und zehn Fischträger gab. Atlantischer Lachs wurde in dieser Gegend seit 1620 gefischt. Wegen des oft heftigen Seegangs konnte man sich zum Erreichen der Insel nicht auf ein Boot verlassen und baute schon 1755 eine erste Hängebrücke mit einem einfachen Handlauf und weit auseinander liegenden Bohlen. Heute kommt man wesentlich sicherer und komfortabler über diese 20 Meter lange Brücke.. Bei ihrer Rückkehr aus den Nahrungsgebieten im Atlantik schwimmen die Lachse die Flüsse hinauf zu ihren Geburtsorten, um zu laichen. Weil der Carrick-a-Rede (Fels im Weg) ihre Wanderroute versperrt, mussten sie um die kleine vulkanische Inselgruppe herum schwimmen. Ein Beobachter von der Klippe aus sichtete die Fischschwärme. Dann wurden die Netze mit einem Boot ausgelegt, ein Ende an Land befestigt und der Rest in einem Bogen angeordnet, um die Lachse zu fangen. . Manchmal wurden Steine in das Wasser geworfen, um die Fische in das Netz zu lenken. Durch den starken Fangdruck auf die Bestände und unter anderem durch die Verschmutzung der Meere ist der Atlantische Lachs inzwischen vom Aussterben bedroht. Auf einem etwa einem Kilometer langen Spaziergang zu der Brücke erfahren die Touristen allerlei über den Lachsfang und ihrer Entstehungsgeschichte. Geht es schließlich an das Überqueren, erfordert das meist starke Nerven. Selbst bei Sonnenschein und Windstille ist es ganz schön wackelig und nicht jeder wagt den Weg in luftiger Höhe zu der kleinen Vulkaninsel.

Auch wenn die Lachsfänge rapide zurückgegangen sind, gibt es den atlantischen Lachs immer noch, allerdings nur in viel kleineren Mengen. Kostproben von der einzigen Lachsfarm Nordirlands "Glenarm Salmon" überzeugen sofort durch die erstklassige Qualität und ausgezeichneten Geschmack.Diese Qualität soll auf den starken Tidenhuben, die den Fischen einiges abverlangen und dem relativ sauberen Wasser am nördlichen Ende der Irischen See, zurückzuführen sein. Weil das Unternehmen auf Chemikalien und Antibiotika verzichtet, tragen die Produkte das Gütesiegel des Organischen Lebensmittelverbandes. "Wir beliefern unter anderem Toprestaurants in London und natürlich hier vor Ort das Restaurant im Ballygally Castle. Sogar die Queen hat an ihrem 80. Geburtstag unseren Lachs genossen. Zudem exportieren wir nach Deutschland, Frankreich, Belgien und in die USA", erklärt John Russell, Geschäftsführer der Farm.

Zu den kulinarischen Höhepunkten an der Küste zählt natürlich auch der Whiskey. Der kleine Ort Bushmills in der nordirischen Grafschaft Antrim gilt als Heimat des Uisce Beatha, des „Wassers des Lebens“. Seit rund 400 Jahren produziert die gleichnamige Destillerie hier einen der feinsten Single Malt Whiskeys überhaupt. Bushmills gilt als eine der ältesten Brennereien der Welt. Historische Dokumente belegen, dass die Wurzeln bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen. Bis zur ersten offiziellen Lizenz im Jahr 1608 vergingen allerdings noch fast vier Jahrhunderte. Die Herstellung des Whiskey erfolgt heute noch bis ins kleinste Detail mit exakt den gleichen Zutaten und den gleichen Produktionsschritten wie damals. Die Kunst des Brennens wurde über die Generationen immer weitergereicht und stellt seit Urgroßvaters Zeiten das Erfolgsrezept der Destille dar. Bei einer Führung durch die große Anlage in dem kleinen Dorf ist zu erfahren, dass schon geringste Abweichungen von der Norm den charakteristischen Geschmack, das Aroma und die Farbe eines Whiskeys entscheidend verändern würden. Der typische Bushmills Whiskey ist weich, ein wenig malzig-süß mit Aromen von Vanille, Sherry und Honig.

So ist es wohl auch naheliegend, dass in jedem hervorragenden Restaurant, wie auch im Ballygally Castle Hotel, nicht nur aus regionalem Ehrgeiz sondern aus Überzeugung schon zum Frühstück Porridge mit Bushmills serviert wird. Außerdem soll ein gepflegter Whiskey beruhigen, denn eine Übernachtung in diesem Schlosshotel am Meer konfrontiert nicht nur mit regionalen Delikatessen sondern auch mit Spukgeschichten: In dem Anwesen aus dem 1625 sollen gleich mehrere Spukgestalten ihr Unwesen treiben. Nach historischer Quelle ließ damals der Schlossherr die unglückselige Lady Isobel Shaw mit ihrer Tochter in einem Zimmer des Schlosses einsperren, weil sie ihm keinen männlichen Erben schenkte und außerdem eine Affäre mit einem Matrosen hatte. Fast verhungert stürzte sie sich aus dem Fenster. Durch plötzliches Klopfen an den Hotelzimmertüren und durch das Geräusch raschelnder Gewänder in den Gängen soll sie sich heute immer noch bemerkbar machen. Bewohner im "Ghost Room", ihres damaligen Kerkers, sollen das schaurige Weinen von Isobels Baby durch die dicken Mauern hören.

Ein bescheidener Wegweiser "Harbour" weist die Richtung über eine enge, kurvenreiche Straße zu einem vergessenen Hafen. Nur ein Haus, ein Boot und eine Hütte mit Rettungsring schmiegen sich am Ende der Welt in die mächtigen Felsen. "Die Saison ist vorüber. Manchmal kommen Touristen, genießen ein Picknick in der Einsamkeit. Ich reinige nur noch die Hummerfallen und dann ist auch für mich Feierabend", Fischer Jim, der sich nicht erklären kann, warum sein kleines, hellblaues Lagerhaus "Sammy`s Hut" mit der maroden gelben Holztür und einer Art Marterpfahl an der Außenwand so häufig fotografiert wird, unterhält sich gerne für ein paar Augenblicke mit den Besuchern. "Sam lebt schon seit zehn Jahren nicht mehr. Jetzt kümmere ich mich um den Hummerfang", seine ruhige Art zu erzählen wirkt ansteckend. An diesem entlegenen Fleckchen Erde scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es entsteht der Wunsch, zu bleiben, das Refugium zu genießen, wenigstens für eine Nacht die Natur aufzusaugen und dem Rauschen der Wellen zu lauschen. Doch es locken noch so viele weitere spannende Entdeckungen.
Nur ein paar Meilen entfernt, lohnen das malerische Ballintoy und sein kleiner Hafen, einem Drehort der Serie Game of Thrones, ebenfalls eine Erkundungstour. Im Dorf, auf einem Plateau gelegen, gibt es eine Auswahl an kleinen charmanten Geschäften, zwei Kirchen, darunter die pittoreske, weiße Ballintoy Pfarrkirche und Restaurants. Unten am Bootshaus im Hafen, dessen schützendes Becken nur wenige Boote aufnehmen kann, treffen sich die Liebhaber selbst gebackener Pies und Scones. In dem kleinen Steinhaus duftete es immer nachmittags herrlich nach den süßen Köstlichkeiten. Selbst wer den Weg mit besten sportlichen Vorsätzen überwunden hat, wird spätestens in diesem Augenblick den süßen Verführungen erliegen.

Nicht nur Naturerlebnisse und kleinen Dörfer begeistern zwischen Belfast und Derry/Londonderry die Sinne. Diese eindrucksvollen Städte selbst lohnen eine Entdeckungsreise. Zeichen der Unruhen sind immer noch in vielen Bezirken zu entdecken, doch müssen die Metropolen Nordirlands kulturell und kulinarisch längst nicht mehr den internationalen Vergleich scheuen.
Weltweit bekannt wurde Derry durch die zahlreichen gewalttätigen Krawalle zwischen Katholiken und Protestanten im Rahmen des Nordirlandkonflikts. Den Höhepunkt bildete der weltbekannte „Bloody Sunday“, bei dem 1972 während einer Bürgerrechtsdemonstration insgesamt 13 Katholiken von britischen Soldaten niedergeschossen wurden.
Wer heute auf der fast vollständig erhalten historischen Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert wandelt, sollte sich das Tower-Museum mit seiner anschaulich präsentierten Zeitreise durch die Geschichte der Stadt nicht entgehen lassen. Auch die Kirchen lohnen einen Besuch. Die Krawalle haben ihre Spuren hinterlassen. Große Wandgemälde an Häuserfronten zeugen von den Ereignissen. Historische Gebäude der Altstadt wurden zerstört und viele Seelen wurden verletzt. Kieran war 15 Jahre alt, als sein bester Freund erschossen wurde. "Ich habe viel Gewalt gesehen. Meine Familie war zerspalten. Als 17-Jähriger verließ ich Derry, reiste durch die Welt, studierte Politik und Philosophie. Ich wollte ergründen, warum alles so gekommen ist", erklärt Kieran. "Heute ist es hier friedlich, aber es ist nicht vergessen. Trotz meiner traumatischen Erlebnisse kehrte ich in meine Heimat zurück und gründete eine Familie. In Nordirland befinden sich meine Wurzeln. Außerdem gibt es kulturell und kulinarisch Fantastisches zu entdecken. Meinen persönlichen Frieden habe ich gefunden", ergänzt Kieran lächelnd, der am Wochenende das üppigste Frühstück für seine Gäste im "No8. The Townhouse" serviert.
Emmett McCourt stellt eine andere Sorte Pionier aus Derry dar. Der leidenschaftliche Küchenchef bereist mit seiner mobilen Küche das Land, kocht vor Publikum auf Marktplätzen, tritt in Fernsehshows auf und schreibt besondere Kochbücher, in denen er sich auf die Spuren der ehrlichen, authentischen Waren des Landes begibt. "Der Nordwesten Irlands ist so reich an Nahrung und zeigt eine Esskultur, wie sie es nicht überall in der Welt gibt. Seit Jahrhunderten inspiriert die Schönheit der Natur zu herrlichen Kunstwerken in der Musik und Literatur. Ebenso haben hier die Landschaft und Ressourcen zu Gerichten mit unübertroffenem Geschmack angeregt", erklärt der Küchenchef. Zu den lobenswerten Produzenten gehören die Schafzüchter der schroffen Hügeln, die Fleisch- und Milchbauern, deren Tiere auf den reichen Weiden der Tiefebene grasen, sowie die Fischer, die Hering, Lachs, Steinbutt und eine Vielzahl von Schalentieren entlang der Küste fangen. Während seiner Ausführungen serviert Emmett McCourt auf einem tausendjährigen Mooreichenbrett frisch gebackenes Brot, Kartoffeln und Bier. In seinem Buch Feast or Famine begibt er sich auf eine farbenreiche Reise zu den Küchen, Rezepten und Lebensmittelproduzenten des Landes. Besonders prägte ihn die Begegnung mit Margaret Gallagher. Sie lebt in einer 200 Jahre alten Hütte ohne Strom und kocht wie damals über einem offenen Feuer. "Nehmen Sie Platz und teilen Sie mit mir ein Fest bunter und eindrucksvoller Aromen der reichen Vergangenheit unserer Region", lädt der Profi mit blumigen Worten ein. Schon nach wenigen Minuten und auch durch die leckeren Kostproben überzeugt er seine Zuhörer. Zu seinen persönlichen Empfehlungen gehört das Restaurant Browns in Town. Die Küche des erstklassigen Hauses in Derry stellt sich tatsächlich als eine echte Entdeckung heraus. Delikates, Edles und Kreatives servieren Küchenchef Ian Orr und sein äußerst freundliches Team. Zur Pilzsuppe wird frisches Guinessbrot gereicht, die Schweinebäckchen mit Ziegenfrischkäse und Honig werden durch Brioche ergänzt. Rote Beete kombiniert er mit Jakobsmuscheln, Radicchio und grünem Pfeffer. Das Lamm in Rotweinjus an Fenchel und Spinat gelingt äußerst zart. Und zum Dessert folgt ein Erdbeersorbet - und Erdbeerkaviar. Vier köstliche, regionale Käsesorten runden die inspirierende Reise ab.

Es bleibt der Wunsch, dass die berauschende Fahrt durch diese grüne Wunderwelt zwischen dem Lough Foyle am Atlantik und dem Belfast Lough an der Irischen See mit Wiesen, die fast die Küste berühren und schroffen Felsen, an denen die Gischt mehrere Meter hoch spritzt, nie enden möge. Nach fast 200 Kilometern spannender Erlebnisse zwischen abwechslungsreicher Küstenlandschaft mit spektakulären Ausblicken, malerischen Dörfern, anregenden Gesprächen und kulinarischen Schätzen lockt das quirlige Belfast. Carola Faber


Irland Information(Tourism Ireland)
Gutleutstraße 32,60329 Frankfurt am Main
http://www.ireland.com

Aer Lingus
http://www.aerlingus.com
Direktflüge von Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München nach Dublin sowie von München nach Cork.

Anreise mit eigenem Fahrzeug: Per Nachtfähre von Nordfrankreich direkt nach Irland (Cherbourg/ Roscoff-Rosslare) oder zunächst Fähre nach Großbritannien, von dort mit Anschlussfähre weiter nach Irland (Durchgangstarife über verschiedene Routen).

Irish Ferries
Tel: 0421 – 1760 218 / http://www.irlandfaehre.de

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