Montag, 15. Dezember 2014

Athen schmeckt gut

Athinorama – das Aroma von Athen

Besuch vom Foodfestival „Ellada Giorti Gefsis“, einem 2-Sternerestaurant und der Akropolis

In der griechischen Hauptstadt möchte man ständig ein Restaurant mit Ausblick zur Akropolis wählen. Vielfach ist es möglich, sehr gute Restaurants oder angesagte Locations mit dieser Aussicht zu verbinden, so wie beispielsweise im „Tudor Hall“ im King George Hotel, der Dachterrasse vom Akropolis Museum, dem „Center of Hellenic Tradition“, der Cocktailbar 360° oder dem A from Athens.
Die Akropolis, aus dem Altgriechischen übersetzt als Burgberg, bildet das Zentrum von Athen. Im Jahr 2009 wurde das Akropolis Museum eröffnet, welches ausschließlich Fundstücke und Objekte von der Akropolis verwahrt. Von dort aus führt ein breiter Fußgängerweg den Berg hinauf zum 156 m hohen Felsen. Da international vielfach nur von der Akropolis in Athen die Rede ist, war mir erst beim Premierenbesuch so richtig klar, dass die gesamte Anlage Akropolis heißt – und das Gebäude, von dem wir ständig die Fotos sehen, den berühmten Partheon-Tempel darstellt, in dem eine Statue der Göttin Athene stand. Die Akropolis ist seit 1986 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Fischgenuss pur
Der Central-Markt im Stadtteil Agora, bietet neben Fleisch und landwirtschaftlichen Produkten, eine enorme Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten – selten habe ich eine solche Vielfältigkeit und Frische erlebt, wie dort. Zu den meist gekauften Spezialitäten zählen Polypen und Kraken, Rotbarben und Sardinen.
In der Fischtaverne Thalassinós im Stadtteil Tzitzifiés, gibt es zum Auftakt keinen Ouzo, sondern Tsipouro. Unsere Begleiterin Angela sagt, das wäre die griechische Antwort auf Grappa. Wird dieser Tresterbrand bestellt, ist klar, dass es viele Meze gibt: Salzig, würzig, kräftig, dazu den Schnaps pur, verdünnt mit Wasser oder einfach mit Eiswürfeln getrunken. Der griechische Restaurantkritiker Dimitris Antonopoulos bestellt für uns, wie es für eine Tischgemeinschaft, einer paréa, üblich, viele kleine Gerichte. Oktopus vom Grill, angemacht mit Olivenöl, Essig und Oregano und gebratene Backen vom Grouper (Zackenbarsch), rohe Muscheln und etwas Zitronensaft, ofenfrisches Brot und marinierte Sardinen sowie geräucherten Aal und die Tintenfischart supjés in eigener Tinte mit Spinat. „Wir sind eine Meze-Kultur, geprägt von kulinarischen Kleinigkeiten“, führt Angela aus und meint lachend, dass dies eine stundenlange Beschäftigung mit viel Quatschen und Trinken sei. Die Essenszeiten sind für Nicht-Griechen gewöhnungsbedürftig, denn Abendessen ab 22 Uhr, Brunch von 14 bis 17 Uhr nachmittags – und auch Mittagessen von 12 bis 16 Uhr – im Restaurant Milos, im Hilton Hotel, war anstrengend. Der Gast wird im Milos zuerst an die Fischtheken geführt, um sich bei der Auswahl der Fische beraten zu lassen. Mir schmeckte das gelbe Linsenmus, drapiert mit Oktopus, chtapódi ksidáto, ein Salat mit eingelegten Kraken sowie die Fischbällchen mit Eier-Zitronensauce hervorragend. www.milos.ca

Traditionelle Küche
Kindern wird gerne iporriho, ein Löffel mit Fondant-Zucker-Mischung, eingetaucht in klarem Wasser, bestellt. Wir finden es auch gut, zu griechischem Kaffee und Granatapfelwein (11,5%) in einem kafenía (Kaffeehaus) immer wieder mal vom Löffel zu lecken und diesen wieder ins Wasser zu tauchen. Wenig später gustierten wir uns quer durch das Foodfestival Athinorama, in den Hallen der Helexpo, welches seit einigen Jahren im Frühjahr und Winter, stattfindet. Über 130 regionale Produzenten stellen ihre landwirtschaftlichen Produkte von Olivenöl über Käse und Würsten bis zum Wein vor. Speziell die Weine aus Santorin, wie ein sortenreiner, trockener Weißwein aus der Traube Assyrtiko und ein Vinsanto, hergestellt aus den Trauben Assyrtiko und Aidani Aspro, ist gut in Erinnerung geblieben. Griechische Spezialitäten finden bei uns immer großen Anklang, was sicherlich auf die große Beliebtheit Griechenlands als Urlaubsziel zurückzuführen ist. Obwohl als einfache Bauernküche bekannt, verstehen es die Griechen, originelle und sehr schmackhafte Speisen zu kochen, die alle mit dem "Gold Griechenlands" - dem Olivenöl üppig versehen werden. Dazu kommt noch eine unverwechselbare Mischung aus Gastfreundschaft und Temperament, die es jedem leicht machen, diese Küche einfach zu mögen. Wir probieren Kafédhes und erfahren, dass das Kaffeebohnen-Rösten am heimischen Herd auch heute noch üblich. Dabei werden die grünen Bohnen in einem Tontopf über einem Holzkohlenfeuer fast schwarz geröstet. Anschließend werden sie in ein Holzgefäß zum Abkühlen umgeschüttet und dann in einer Mühle gemahlen.
Zubereitung: In einem speziellen Gefäß, eine Art Tiegel mit langem Stiel "briki" wird der Kaffee gebraut und serviert. Nach oben zu wird der kleine Topf enger und begünstigt die Schaumbildung beim Aufkochen. Das Wasser in den Tiegel gießen und zusammen mit dem Zucker aufkochen. Den Kaffee einrühren, zwei- bis dreimal aufkochen lassen. Gezuckert wird der Kaffee wie z.B. mittelsüß "métrios", schwarz und ohne Zucker "skéttos", süß "gkikós" oder sehr süß "variglikos". Es gibt einen sehr schönen Brauch mit dem Kaffeesatz, und zwar wird dieser auf die Untertasse gestürzt. Das so entstandene Muster wird von einer Wahrsagerin gedeutet.


Postmodern und überraschend
In Athen waren die Tester vom Guide Michelin fleißig unterwegs, was die Auszeichnungen und lobenden Erwähnungen quer durch die Stadt dokumentieren. Die höchsten Bewertungen bekamen das Restaurant Spondi und das Funky Gourmet, mit jeweils 2 Sternen. Wir besuchten die 2-Sterne-Macher Georgianna Hiliadaki und Nikos Roussos in ihrem Restaurant, von dem sie sagen, dass sie an eine Küche mit Funky und Gourmet glauben. Die traditionelle Paste Taramosalata wurde locker-cremig aus Fischrogen mit Olivenöl, Brotkrumen, Austernwasser und Carobpulver, mit gebackenen Brotlilien bestückt, serviert. Der nächste Biss galt einem zarten Sandwich, bestehend aus getrocknetem Fischrogen „Bottarga“ mit Limettenzeste und weißer Schokolade. Ein weißes Sorbet folgte, der erste Löffel im Mund schmeckte nach Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Olivenöl und Feta – es ist die Funky-Interpretation vom griechischen Bauernsalat. Die etwa zwanzig Gänge aus der 2-Sterneküche bestachen mit handwerklichen Höchstleistungen, gepaart mit überraschenden Effekten: Der Fetakäse, der wünschte eine Rote Bete zu sein, eine zart gewürzte Käsecreme, überzogen mit rotem Gelee, war kreativ unschlagbar. Das Dessert wurde in einer Schatulle serviert, darin befand sich ein goldener Ring. Knuspriges süßes Innenleben, mit Milchhaut geformt und mit Gold überzogen. Das war Lust auf Genuss und Respekt vor dem Können. Die Kochkunst war mehr als überzeugend.
http://www.funkygourmet.com

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